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Politik
Erdgas als Brückentechnologie in Deutschland

Laut Veronika Grimm, Wirtschaftsweise und Professorin für Energiesysteme und Marktdesign meinte im TV, dass Deutschland nicht so schnell aus Erdgas rauskommen wird.

13.01.2025


Veronika Grimm, Wirtschaftsweise und Professorin für Energiesysteme und Marktdesign an der TU-Nürnberg, vertritt in der Sendung „Markus Lanz“ vom 8.1.2025, nebst Statements zum Fracking, den Standpunkt, dass Deutschland nicht so schnell aus Erdgas rauskommen wird, weil in der BRD wenig Wasserkraft vorhanden ist, die Abschaltung der Kernkraftwerke bereits erfolgte und der Ausstieg aus der Kohle geplant ist. Die RES (Renewables) werden zwar schnell ausgebaut aber RES brauchen Back-up Kraftwerke um auch bei Dunkelflauten ausreichend Strom zur Verfügung stellen zu können. De facto hat Deutschland, gem. Frau Prof. Grimm, bislang noch keine robuste Strategie wie die Energiewende effizient bewerkstelligt werden kann. Frau Grimm spricht von einer zusätzlich benötigten Kraftwerksleistung von 20 – 30 GW - bereitgestellt durch- zumindest vorübergehend - erdgasbefeuerte Kraftwerke. Dies entspricht dem 2 bis fast 3-fachen der in der deutschen Kraftwerkstrategie genannten Leistung – um in der Industrienation Deutschland ausreichend und jederzeit Strom zur Verfügung stellen zu können. Der Einsatz von Wasserstoff – schon gar nicht grünem Wasserstoff - wird gem. Frau Grimm nicht ausreichend schnell erfolgen und man wird vorübergehend auch blauen Wasserstoff brauchen – dies einfach aus Kostengründen um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Jedenfalls wird die Systemumstellung teuer werden. Frau Grimm kritisiert auch die mangelhaften Realisierungsvoraussetzungen - beispielsweise für die geplante Wasserstoffleitung von Norwegen nach Deutschland - da man mit 10-Jahresabnahmeverträgen die Refinanzierbarkeit eines langlebigen Projektes nicht gewährleisten kann. Dies zeigt sich in der mangelnden Bereitschaft seitens potenzieller Kunden solche, relativ kurze, Abnahmeverträge abzuschließen. Frau Grimm vertritt auch die Meinung, dass durch den Staat bereitgestellte Subventionen auf Dauer nicht der richtige Ansatz sind – zumal die Abwicklung der Subventionsprozessschritte sehr zeitaufwendig ist.
Welche Auswirkungen haben – unter der Voraussetzung, dass Frau Prof. Grimm recht behalten würde, wovon ich ausgehe, die genannten Aussagen auf Österreich – dies unter Berücksichtigung des Zieles, dass Österreich fünf Jahre früher als Deutschland klimaneutral werden will.
20-30 GW zusätzliche, erdgasbefeuerte, Kraftwerkskapazität - wahrscheinlich vorwiegend im süddeutschen Raum angeordnet - bedeuten, dass die vorhandenen Transportkapazitäten der deutschen Erdgasleitungen nicht ausreichen werden um in Zeiten des vollen Einsatzes der deutschen erdgasbefeuerten Kraftwerke auch ausreichend Erdgas durch Deutschland nach Österreich transportieren zu können – dies auch vor dem Hintergrund des Transit-Stopps durch die Ukraine. Dieser Umstand könnte dazu führen, dass in solchen Zeiträumen vorwiegend die österreichischen Erdgasspeicher die Versorgungssicherheit in Österreich bewerkstelligen müssten. Deswegen müsste sich die Wiederbefüllungsstrategie der Erdgasspeicher wahrscheinlich ändern und an zeitweise knappe Transportkapazitäten anpassen – womöglich mit negativen Auswirkungen auf die Beschaffungspreise der Commodity Erdgas.
Ebenfalls hätte eine Verzögerung des Wasserstoffhochlaufs in Deutschland auch aufschiebende Wirkungen auf die Umsetzung der österreichischen Wasserstoffambitionen. Dies deswegen, weil Österreich einerseits erst verzögert als Transitland für den Transport von Wasserstoff aus Nordafrika nach Deutschland wirken könnte (Auswirkungen auf die Refinanzierbarkeit der Wasserstoffnetze in Österreich) andererseits bei einem Wasserstofftransit über Deutschland nach Österreich die benötigte Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland nicht zeitgerecht vorfinden würde.
Zusätzlich ist zu berücksichtigen, dass der Einsatz von blauem Wasserstoff in Deutschland eine CO2-Infrastruktur benötigen würde. Falls diese zeitverzögert realisiert werden würde, könnte Österreich das in Österreich abgeschiedene CO2 nicht durch Deutschland nach, beispielsweise, Norwegen transportieren - somit würde auch die Umsetzung der österreichischen Carbon-Management-Strategie verzögert werden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Aussagen von Frau Prof. Grimm nicht ermutigend sind aber vom Hype zu mehr Realismus in den genannten Aufgabenfeldern überleiten.
 

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