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Politik
Hat Frankreichs Krise Effekte auf Erdgaspreise?

Der Sturz der französischen Regierung wurde vom europäischen Erdgassektors ohne Kommentare zur Kenntnis genommen, obwohl dieser Abgang auf lange Sicht negative Auswirkungen auf die Erdgaspreise haben könnte. 
Die Analyse von Alfred Schuch

09.12.2024

Dies deswegen, weil der französische Staat das Elektrizitätsversorgungsunternehmen EDF im Jahr 2022 mit einem Schuldenstand von ca. 10 Mrd. € übernommen hat. EDF betreibt die AKW-Flotte in Frankreich und versorgt ca. 70% des Inlandsbedarfs mit Elektrizität – wird somit als Unternehmen von nationaler Bedeutung gesehen. EDF stellt aber auch eine potenzielle Quelle für Staatseinnahmen dar und Ex-PM Michel Barnier musste erst vor Kurzem Vorschläge für neue Elektrizitätssteuern abwenden. Gleichzeitig ist EDF der größte europäische Exporteur elektrischer Energie in die Nachbarländer - siehe folgende Grafik. In der ersten 11 Monaten des Jahrs 2024 wurden ca. 84 TWh in die Nachbarländer exportiert – dies entspricht einem Erdgasbedarf von ca. 16 Mrd. Nm3, wenn man mittels erdgasbefeuerter Kraftwerke, mit einem Wirkungsgrad von ca. 50%, die gleiche Elektrizitätsmenge erzeugen würde.

Um diese hohe Exportquote - zu relativ günstigen Strompreisen – in die Nachbarländer halten zu können sind laufend Ersatzinvestitionen und umfangreiche Maintenancearbeiten erforderlich. EDF hat – als Unternehmen welches sich im Staatseigentum befindet – Zugang zu Kapital zu bevorzugten Konditionen. In den letzten Monaten hat die Regierung darüber diskutiert EDF zinslose Kredite zur Verfügung zu stellen um neue AKWs bauen zu können. Andererseits ist der Staat Frankreich sehr hoch verschuldet und es stellt sich die Frage wie der Kapitalmarkt den Sturz der französischen Regierung aufnehmen wird. Es könnte durchaus der Fall eintreten, dass EDF die geplanten Investitionen in neue AKWs nicht im geplanten Umfang – sowohl vom Umfang als auch hinsichtlich Zeitraum - vornehmen kann somit auch nicht mehr die hohen Stromexporte erzielen kann. Dies könnte in den Nachbarländern – auf lange Sicht - zu einem erhöhten Einsatz von gasbefeuerten Kraftwerken – samt erhöhtem Erdgasbedarf und daraus resultierend zu höheren Preisen für Erdgas führen. Dies jedoch nur dann, wenn die langfristige Nachfrage nach Erdgas in anderen Sektoren nicht im erwarteten Ausmaß (Stichwort Klimaneutralität) sinken, die hohe Ausbaugeschwindigkeit der Renewables vom bereits eingeschlagenen Pfad abweichen und wenn sich die LNG-Importe nicht wie vorgesehen entwickeln würden.

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