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Glossar
Sekundärreserve

Die Sekundärreserve ist eine Form der Regelenergie, die innerhalb weniger Minuten nach einer Netzstörung aktiviert wird, um Frequenzabweichungen zu korrigieren und das Stromnetz zu stabilisieren. In Österreich spielt sie eine zentrale Rolle für die Netzsicherheit.

23.10.2024

Die Sekundärreserve ist ein wichtiges Instrument zur Stabilisierung des Stromnetzes und gehört zu den Regelenergien, die aktiv werden, wenn im Stromnetz Schwankungen auftreten. Während die Primärreserve innerhalb von Sekunden auf Netzfrequenzabweichungen reagiert, wird die Sekundärreserve in der Regel nach 30 Sekunden aktiviert und kann bis zu 15 Minuten kontinuierlich Energie liefern, um das Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Verbrauch wiederherzustellen. Diese zeitliche Staffelung ist notwendig, um eine gestaffelte Stabilisierung des Netzes zu gewährleisten.

In Europa und insbesondere in Österreich spielt die Sekundärreserve eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Netzstabilität. Das europäische Stromnetz funktioniert als eng vernetztes System, in dem eine Störung in einem Land Auswirkungen auf mehrere Nachbarländer haben kann. Österreich ist durch seine geografische Lage ein wichtiges Transitland für den europäischen Strommarkt und trägt maßgeblich dazu bei, dass im Fall von Frequenzabweichungen die notwendige Regelenergie bereitgestellt wird.

Wasserkraftwerke sind in Österreich eine bevorzugte Quelle für die Bereitstellung von Sekundärreserve. Aufgrund ihrer Flexibilität und schnellen Reaktionszeit können sie bei Bedarf kurzfristig ihre Leistung anpassen, was sie besonders geeignet macht, um auf Frequenzschwankungen zu reagieren. Ein Beispiel dafür ist das Pumpspeicherkraftwerk Limberg in Kaprun, das durch schnelles Hoch- oder Herunterfahren seiner Generatoren einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes leistet.

Neben der Wasserkraft spielen auch Gas- und Dampfkraftwerke eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Sekundärreserve. Diese Anlagen können schnell auf Schwankungen im Stromnetz reagieren und die benötigte Energie liefern, um das Netz wieder zu stabilisieren. In Zeiten, in denen erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie einen immer größeren Teil des Energiemixes ausmachen, wird die Bedeutung der Sekundärreserve noch deutlicher. Da Wind- und Solarstrom wetterabhängig und nicht jederzeit verfügbar sind, müssen konventionelle Kraftwerke in der Lage sein, diese Schwankungen durch schnelle Anpassung ihrer Leistung zu kompensieren.

Die Aktivierung der Sekundärreserve erfolgt automatisch durch die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), die in Österreich von der Austrian Power Grid (APG) koordiniert wird. Die APG überwacht die Netzfrequenz kontinuierlich und kann im Falle einer Abweichung die entsprechenden Kraftwerke anweisen, ihre Leistung anzupassen. Diese automatisierte Steuerung sorgt dafür, dass die Sekundärreserve schnell und effektiv eingesetzt wird, um drohende Blackouts zu verhindern.

Die Vergütung für die Bereitstellung von Sekundärreserve erfolgt über den Regelenergiemarkt. Kraftwerksbetreiber bieten ihre Leistung auf diesem Markt an und werden dafür bezahlt, im Bedarfsfall innerhalb kurzer Zeit Energie bereitzustellen. Die Kosten für die Bereitstellung der Sekundärreserve werden letztlich auf die Stromverbraucher umgelegt, da die Netzbetreiber sicherstellen müssen, dass jederzeit genug Regelenergie zur Verfügung steht, um das Netz stabil zu halten.

Ein wichtiger Aspekt bei der Weiterentwicklung der Sekundärreserve ist die zunehmende Integration von Speichersystemen. Mit dem Fortschreiten der Energiewende und der zunehmenden Einspeisung erneuerbarer Energien werden innovative Speicherlösungen wie Batteriespeicher immer wichtiger, um kurzfristige Netzschwankungen auszugleichen. In Österreich gibt es bereits Projekte, die darauf abzielen, Batteriesysteme als Teil der Sekundärreserve einzusetzen, um die Flexibilität des Stromnetzes weiter zu erhöhen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sekundärreserve ein unverzichtbares Element der Netzstabilität im europäischen und österreichischen Strommarkt darstellt. Sie gewährleistet, dass im Falle von Netzstörungen schnell und zuverlässig die benötigte Energie zur Verfügung steht, um das Stromnetz zu stabilisieren und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gerade in Zeiten des Umstiegs auf erneuerbare Energien bleibt die Sekundärreserve ein Schlüsselmechanismus zur Vermeidung von Stromausfällen.

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