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Glossar
Residuallast

Die Residuallast bezeichnet die Differenz zwischen dem Energieverbrauch und der fluktuierenden Erzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne. Sie bestimmt, wie viel konventionelle Energie benötigt wird, um die Netzstabilität sicherzustellen.

23.10.2024

Die Residuallast spielt eine zentrale Rolle im modernen Energiemanagement, insbesondere im Kontext der Energiewende. Sie beschreibt die Differenz zwischen der gesamten Stromnachfrage und der Energieerzeugung aus erneuerbaren, wetterabhängigen Quellen wie Wind- und Solarenergie. Da diese Formen der Erzeugung stark schwanken, ist die Residuallast ein entscheidender Faktor für die Netzstabilität und den Bedarf an konventioneller Stromerzeugung.

In einem Stromnetz müssen Erzeugung und Verbrauch zu jedem Zeitpunkt im Gleichgewicht stehen, um Netzschwankungen zu vermeiden. Wind- und Solarkraftwerke produzieren jedoch nicht konstant Strom, da ihre Leistung von den Wetterbedingungen abhängt. Beispielsweise kann an einem sonnigen Tag die Solaranlage viel Strom liefern, während bei bedecktem Himmel oder nachts kein Solarstrom zur Verfügung steht. Ähnliches gilt für Windkraft, die von den Windverhältnissen abhängt. Die Strommenge, die nicht durch erneuerbare Energien gedeckt wird, muss durch andere Quellen bereitgestellt werden – dies ist die Residuallast.

In den meisten europäischen Ländern, darunter auch Österreich, wird die Residuallast überwiegend durch konventionelle Kraftwerke wie Gaskraftwerke, Kohlekraftwerke oder Wasserkraftwerke gedeckt. Diese Kraftwerke sind in der Lage, flexibel auf Schwankungen in der erneuerbaren Erzeugung zu reagieren und so die notwendige Energie bereitzustellen, um das Netz stabil zu halten. Der Thermische Kraftwerkspark in Österreich spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Residuallast auszugleichen, insbesondere in Zeiten geringer Einspeisung aus erneuerbaren Quellen.

Ein gutes Verständnis der Residuallast ist essenziell für die Planung des Energiesystems der Zukunft. Mit dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien wird die Residuallast dynamischer und komplexer. Besonders in Zeiten hoher Einspeisung aus Solar- und Windkraft kann die Residuallast stark sinken, in manchen Fällen sogar negativ werden. Das bedeutet, dass zu diesen Zeiten mehr Strom produziert wird, als tatsächlich verbraucht werden kann. Umgekehrt steigt die Residuallast in Zeiten niedriger erneuerbarer Erzeugung, was den Bedarf an konventioneller Erzeugung oder anderen Lösungen, wie Speichertechnologien und Nachfragesteuerung, erhöht.

Die Zukunft des Energiemarktes liegt darin, die Residuallast durch neue Technologien zu managen. Speicherlösungen wie Batteriespeicher, die in Zeiten hoher Produktion Strom speichern und bei Bedarf abgeben können, spielen hier eine Schlüsselrolle. Auch Pumpspeicherkraftwerke haben in Österreich bereits eine lange Tradition und tragen zur Deckung der Residuallast bei, indem sie Strom speichern und bei Bedarf ins Netz einspeisen. Zudem wird die Sektorenkopplung immer wichtiger, bei der verschiedene Energiesektoren, wie Strom, Wärme und Verkehr, miteinander vernetzt werden, um Schwankungen auszugleichen.

Eine weitere Möglichkeit, die Residuallast zu steuern, ist die Nachfragesteuerung (Demand Side Management). Hierbei können Verbraucher, insbesondere große Industriebetriebe, ihre Stromnachfrage flexibel an die aktuelle Netzsituation anpassen. Bei hoher Residuallast können Verbraucher dazu animiert werden, ihren Stromverbrauch zu reduzieren, während sie bei einem Überangebot an erneuerbarem Strom ihren Verbrauch erhöhen können. In Österreich gibt es bereits Pilotprojekte, die auf dieses Konzept setzen.

Die Residuallast verdeutlicht die Herausforderungen und Chancen, die mit der Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz verbunden sind. Je höher der Anteil an Wind- und Solarenergie, desto stärker schwankt die Residuallast und desto größer wird die Notwendigkeit für flexible Lösungen. Österreich ist hier im europäischen Vergleich gut aufgestellt, da es über einen hohen Anteil an Wasserkraft verfügt, die ebenfalls flexibel auf den Strombedarf reagieren kann. Dennoch bleibt die Aufgabe, innovative Speicherlösungen und flexible Steuerungsmechanismen weiterzuentwickeln, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.

Insgesamt zeigt sich, dass die Residuallast ein zentrales Element im Stromversorgungssystem der Zukunft ist. Sie macht deutlich, dass auch in einem zunehmend auf erneuerbaren Energien basierenden System konventionelle Kraftwerke, Speichertechnologien und flexible Steuerungen weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden, um die Stabilität und Sicherheit der Energieversorgung zu gewährleisten.

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