Regelleistung ist entscheidend, um das Stromnetz stabil zu halten und Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage zu schaffen. In Österreich und Europa ist sie zentral, besonders mit dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien.
Regelleistung spielt eine entscheidende Rolle in der Stabilität von Stromnetzen, da sie zur Ausgleichung von kurzfristigen Schwankungen zwischen Stromerzeugung und -verbrauch dient. In einem elektrischen Netz, das auf die genaue Einhaltung einer Frequenz von 50 Hertz angewiesen ist, wie es in Österreich und anderen europäischen Ländern der Fall ist, sorgt die Regelleistung für die notwendige Balance. Schwankungen können durch unerwartete Veränderungen bei der Stromnachfrage oder durch Schwankungen bei der Stromerzeugung, insbesondere aus erneuerbaren Quellen, entstehen. Regelleistung stellt sicher, dass das Netz stabil bleibt und Ausfälle vermieden werden.
Es gibt drei Arten von Regelleistung, die unterschiedlich schnell aktiviert werden: Primär-, Sekundär- und Tertiärregelleistung. Diese unterscheiden sich in ihrer Reaktionszeit und der Dauer der Bereitstellung.
- Primärregelleistung wird innerhalb von Sekunden nach einer Frequenzabweichung aktiviert und dient zur sofortigen Stabilisierung des Netzes. In der Regel wird sie von einer Vielzahl an Kraftwerken in einem europäischen Verbundnetz bereitgestellt, um Lastschwankungen auszugleichen.
- Sekundärregelleistung wird einige Minuten nach der Störung aktiviert. Sie übernimmt von der Primärregelleistung, um das Netz mittelfristig zu stabilisieren. In Österreich erfolgt die Bereitstellung dieser Leistung meist durch flexible Kraftwerke, die ihre Stromerzeugung rasch anpassen können.
- Tertiärregelleistung, auch Minutenreserve genannt, wird verwendet, um längere Ungleichgewichte zu beheben und größere Schwankungen zu kompensieren. Diese Leistung wird von Reservekraftwerken erbracht, die binnen 15 Minuten ihre Leistung hoch- oder herunterfahren können.
Die Bereitstellung und Koordination der Regelleistung erfolgt in Österreich durch den Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG). Die APG überwacht das Stromnetz kontinuierlich und stellt bei Bedarf Regelleistung bereit. In einem stark vernetzten europäischen Strommarkt arbeitet Österreich eng mit anderen Ländern zusammen, um im Bedarfsfall auf deren Regelleistung zugreifen zu können. Diese länderübergreifende Zusammenarbeit wird durch das ENTSO-E-Netzwerk (European Network of Transmission System Operators for Electricity) koordiniert.
Eine besondere Herausforderung für die Bereitstellung von Regelleistung ist die zunehmende Integration von erneuerbaren Energien. Da erneuerbare Energiequellen wie Wind- und Solarenergie stark wetterabhängig sind, können sie kurzfristig Schwankungen im Netz verursachen, die durch Regelleistung ausgeglichen werden müssen. Mit dem Anstieg dieser volatilen Erzeugung wird der Bedarf an flexiblen Regelkraftwerken, die diese Schwankungen ausgleichen können, in Zukunft weiter zunehmen.
Zudem hat die Bereitstellung von Regelleistung auch eine ökonomische Dimension. In Österreich und in anderen europäischen Ländern werden Regelleistungskapazitäten auf speziellen Märkten gehandelt. Energieversorger und Netzbetreiber können sich dort Kapazitäten sichern, die bei Bedarf aktiviert werden. Die Vergütung erfolgt sowohl für die Bereitstellung der Kapazität als auch für die tatsächliche Aktivierung. Dieser Markt wird zunehmend wettbewerbsorientierter, was den Zugang für alternative Anbieter wie Betreiber von Batteriespeichern oder flexiblen Industriekapazitäten öffnet.
Neben traditionellen Kraftwerken gewinnen in Zukunft Speichertechnologien wie Batteriespeicher und Pumpspeicherkraftwerke an Bedeutung für die Bereitstellung von Regelleistung. Diese können besonders schnell auf Schwankungen reagieren und bieten eine nachhaltige Lösung, um mit den Herausforderungen eines sich wandelnden Energiesystems umzugehen.
Insgesamt ist die Regelleistung ein unverzichtbarer Bestandteil der Stromversorgung in Österreich und Europa. Sie ermöglicht nicht nur die Netzstabilität, sondern auch die Integration von erneuerbaren Energien, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Angesichts der fortschreitenden Energiewende wird die Bedeutung der Regelleistung in den kommenden Jahren weiter zunehmen, wobei neue Technologien und Märkte eine wichtige Rolle spielen werden.