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Glossar
Regelenergie

Regelenergie ist entscheidend für die Stabilität des Stromnetzes, da sie zur Ausgleichung von Schwankungen zwischen Erzeugung und Verbrauch dient. Im europäischen Energiemarkt, insbesondere in Österreich, spielt Regelenergie eine zentrale Rolle.

23.10.2024

Regelenergie, auch als Ausgleichs- oder Balancing-Energie bekannt, ist ein wesentliches Instrument zur Stabilisierung des Stromnetzes. Ihre Aufgabe besteht darin, Schwankungen zwischen Stromerzeugung und -verbrauch auszugleichen, um die Netzfrequenz auf einem stabilen Niveau von 50 Hz zu halten. Schwankungen in der Netzfrequenz können zu Störungen oder gar zu einem Netzausfall führen, weshalb Regelenergie im Energiemarkt eine kritische Rolle spielt.

In Europa, insbesondere in Ländern wie Österreich, ist die Regelenergie ein zentraler Bestandteil der Netzstabilität. Das österreichische Stromnetz, das stark in das europäische Netz integriert ist, muss jederzeit im Gleichgewicht gehalten werden. Wenn beispielsweise durch einen plötzlichen Anstieg des Stromverbrauchs oder durch eine unerwartete Reduzierung der Erzeugung die Netzfrequenz sinkt, wird sofort Regelenergie bereitgestellt, um diesen Ungleichgewichtszustand zu korrigieren.

Es gibt drei verschiedene Arten von Regelenergie, die in der Praxis verwendet werden: Primärregelleistung, Sekundärregelleistung und Tertiärregelleistung (auch Minutenreserve genannt). Jede dieser Kategorien unterscheidet sich hinsichtlich der Reaktionszeit und Dauer der Bereitstellung.

  1. Primärregelleistung wird innerhalb von Sekunden aktiviert und dient dazu, sehr kurzfristige Schwankungen auszugleichen. Diese Art der Regelenergie wird von allen Kraftwerken im europäischen Netz gemeinsam erbracht, um die Netzstabilität zu gewährleisten.
  2. Sekundärregelleistung setzt innerhalb weniger Minuten ein, nachdem eine Störung aufgetreten ist, und übernimmt die Aufgabe, das Netz langfristig zu stabilisieren. In Österreich wird die Sekundärregelleistung durch größere, flexible Kraftwerke erbracht, die ihre Leistung anpassen können.
  3. Tertiärregelleistung oder Minutenreserve ist die letzte Stufe der Regelenergie und wird genutzt, um das Netz nach längeren Störungen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie wird durch Reservekraftwerke bereitgestellt, die innerhalb von 15 Minuten einspringen können.

Die Bereitstellung und Aktivierung von Regelenergie erfolgt durch die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), in Österreich vor allem durch die Austrian Power Grid AG (APG). Diese überwachen kontinuierlich die Netzfrequenz und koordinieren die Einspeisung von Regelenergie, wenn Schwankungen auftreten. Durch die engmaschige europäische Zusammenarbeit im Rahmen des ENTSO-E-Netzwerks kann Österreich auch von der Regelenergie anderer Länder profitieren, wenn der eigene Bedarf nicht ausreicht.

Ein weiterer relevanter Aspekt ist die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz. Mit dem zunehmenden Anteil an Wind- und Solarenergie, deren Produktion wetterabhängig und schwer vorhersehbar ist, steigt der Bedarf an Regelenergie. In Zeiten, in denen die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen stark schwankt, müssen konventionelle Kraftwerke einspringen, um die Netzstabilität zu sichern. Diese Kraftwerke sind in der Lage, ihre Leistung schnell zu erhöhen oder zu verringern, um das Netz im Gleichgewicht zu halten.

In Österreich spielt die Regelenergie nicht nur eine technische, sondern auch eine wirtschaftliche Rolle. Die Anbieter von Regelenergie, meist große Kraftwerksbetreiber, bieten ihre Kapazitäten auf speziellen Märkten an. Diese Märkte für Regelenergie sind streng reguliert und garantieren den Betreibern eine Vergütung für die Bereithaltung und Bereitstellung von Ausgleichsenergie.

Mit Blick auf die Zukunft wird die Bedeutung von Regelenergie weiter steigen, insbesondere im Zusammenhang mit der fortschreitenden Energiewende und dem geplanten Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Innovative Speichertechnologien wie Batteriespeicher oder Pumpspeicherkraftwerke könnten in den kommenden Jahren eine größere Rolle spielen, um Regelenergie noch effizienter und umweltfreundlicher bereitzustellen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Regelenergie ein unverzichtbarer Bestandteil des Energiemarkts ist. Sie sorgt für die notwendige Flexibilität, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen, und ermöglicht so eine zuverlässige Stromversorgung – auch in Zeiten zunehmender erneuerbarer Energien.

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