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A tutto gas
Kritische Würdigung des ÖNIP – Teil II

Die neue Regierung plant den optimierten Ausbau der Energieinfrastruktur auf Basis des ÖNIP – good luck with that - kann man da nur wünschen. 

05.03.2025

Wie bereits in der Kritischen Würdigung des ÖNIP Teil I hervorgehoben, muss – um der Aufgabenstellung gerecht zu werden – die weitere Entwicklung des ÖNIP von erfahrenen Experten vorangetrieben und dessen Umsetzung von Profis begleitet werden.


Zusätzlich zu den im Teil I dargestellten (schwerwiegenden) Bugs anschließend noch einige – noch nicht abschließend beschriebene - Ungereimtheiten im ÖNIP. Für den geplanten Wasserstoff (nachfolgend H2) hochlauf wurde, basierend auf den Angaben der betroffenen Unternehmen, der zukünftige H2-Bedarf erhoben und darauf aufbauend eine H2-Rohrleitungsinfrastruktur grob entworfen. Dies unter Berücksichtigung der kostensparenden Möglichkeit der Umwidmung/Adaptierung von bestehenden Erdgas- auf H2-Rohrleitungen. Leider wurde in der Planung eine Druckhaltemöglichkeit außen vor gelassen. Ohne Kompressorstationen (in der Anfangsphase könnten H2-Porenspeicher beschränkt diese Funktion übernehmen) kann die H2-Infrastruktur nicht funktionieren. Diese Notwendigkeit wurde im bisherigen ÖNIP noch nicht berücksichtigt.


Da bisher nicht bekannt ist wie hoch der min. H2-Rohrleitungsbetriebsdruck sein muss – beispielsweise ist nicht bekannt welchen min. Vordruck beispielsweise H2-befeuerte Gasturbinen oder andere maßgebliche H2-Abnehmer brauchen werden – kann man auch nicht wissen wieviel Differenzdruck (maximaler abzüglich minimaler Rohrleitungsbetriebsdruck) für die Überwindung der Rohrleitungsdruckverluste zu Verfügung steht. D.h., dass man auch nicht fundierte H2-Transportleistungen (Nm3/h) rechnen kann. Wie diese vorläufigen max. Transportleistungen zustande gekommen sind entzieht sich mir zur Gänze.


Wie bereits im Artikel "Wasserstoffspeicher bisher „vergessen“– Status quo?" erwähnt, stellt die großvolumige, sichere und effiziente Speicherung von Erdgas und zukünftig „grünen“ Wasserstoffs, in Untergrundgasspeichern einen nicht ersetzbaren Grundstein einer versorgungssicheren Energieinfrastruktur dar. Wasserstoffspeicher sind bisher erstaunlicherweise nicht im Blickfeld gestanden – auch nicht im ÖNIP. Nun stellt sich die Frage, wie der H2-Hochlauf ohne H2-Speicher überhaupt funktionieren kann? Dies auch vor dem Hintergrund, dass die H2-Speicherleistungen (Entnahme aus und Einspeisung in das anschließende Rohrleitungssystem) wesentlich für die Dimensionierung des zukünftigen H2-Rohrleitungsnetzes sind.
Um einen fundierten H2-ramp-up planen zu können scheint es unabdingbar zu sein von den zukünftigen industriellen Abnehmern die willingness to pay für H2 zu erfahren und daraus folgend die benötigten Systemleistungen – also Rohrleitungstransport- und H2-Speicherleistungen – zu kalkulieren (Anmerkung: bisher erfolgte eine unverbindliche Bedarfserhebung). Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass die H2-Produktionskosten nicht so schnell sinken werden wie in der H2-Anfangseuphorie angenommen – siehe nachstehend eingefügte, von Bloomberg entnommene, Grafik die die diesbezüglichen Prognosen abbildet. Man sieht, dass erst 2050 von kompetitiven H2-Produktionskosten auszugehen ist – zumal die Produktionskosten noch nicht die H2-Speicher- und Transportkosten beinhalten.
 

Nunmehr kann man argumentieren, dass es für die österreichische Industrie kein Vorbeikommen an den hohen Preisen gibt. Dieses Argument ist nicht richtig da die österreichische Industrie, die im weltweiten Wettbewerb steht, zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten muss anderenfalls Abwanderungen in andere Länder oder gar Werksschließungen drohen.

Um kosteneffiziente Milliardeninvestitionen in Energieinfrastruktur, welche im ÖNIP entwickelt werden soll, bewerkstelligen zu können ist, wie bereits erwähnt, eine kostenoptimale Ausgestaltung derselben durch Profis zu planen.

Fortsetzung folgt.