Niedrige Strompreise scheinen aktuell Investitionen in Wind und PV zu hemmen - und das Leben gasbefeuerter Kraftwerke zu verlängern. Eine Analyse von Alfred Schuch.
Dänemark erzeugt ca. 58% des Stromverbrauchs mittels Windparks - die höchste Rate auf der Welt. Letzte Woche hat die dänische Regierung für die größte, jemals durchgeführte, Ausschreibung für Offshore-Windparks kein einziges Angebot erhalten – selbst die verstaatlichte Orsted A/S hat mangels Investitionsattraktivität von einem Angebot Abstand genommen.
Woran liegt dieses „Desinteresse“? Einer der Hauptgründe sind die niedrigen Strompreise die durch die bereits installierten Windparks herbeigeführt werden – selbiges wird auch in Schweden beobachtet. Die schnelle Expansion der elektrizitätserzeugenden Windräder über die letzten zwei Dekaden scheint sich dem Ende zuzubewegen, weil halt eben die niedrigen Strompreise einfach zu wenig Anreiz für weiter diesbezügliche Investitionen bieten. Zusätzlich machen sich Zweifel breit ob die prognostizierte Nachfrage nach Elektrizität eintritt, weil energiehungrige, grüne, Megaprojekte teilweise verschoben oder gar gestrichen wurden.
Darüber hinaus sind die Errichtungskosten – insbesondere die Stahlpreise und die Arbeitskosten für Offshore Windparks stark gestiegen. Ein ähnliches Phänomen tritt im PV-Sektor auf jedoch helfen die noch immer sinkenden Kosten für PV-Module das Problem noch zu kaschieren.
Was könnte helfen die Investitionsbereitschaft wieder zu erhöhen – wissend, dass Windparks und PV Anlagen in Zeiten wo der Wind stark bläst und die Sonne scheint oft zu viel Strom erzeugen und somit immer öfters sogar negative Preise zu beobachten sind? Eine scheinbar einfache Lösung wäre es das Konsumverhalten zu verändern - also den Stromverbrauch in Zeiten von hoher Stromerzeugung – bedingt durch Renewables – zu verschieben. Mit der voranschreitenden Elektrifizierung im Transport- Industrie und Haushaltswärmesektor müsste dies machbar und attraktiv erscheinen aber so einfach ist es leider nicht. Die Zuwachsraten der EVs fallen derzeit nicht so stark aus und Investitionen in Wärmepumpen bleiben auch hinter den Erwartungen zurück – zumal es schwierig ist das Konsumverhalten nachhaltig zu verändern – selbst wenn die erforderliche Infrastruktur vorhanden ist und die Preise niedrig sind
Dies bedeutet, dass fossile Brennstoffe, vorwiegend Erdgas, länger und mehr für die Stromerzeugung in bestehenden „fossile“ Kraftwerken gebraucht werden als im Falle einer Verbrauchsverschiebung, also Änderung des Verbrauchsverhaltens – das scheinen die negativen Nebenwirkungen von niedrigen bzw. negativen Strompreisen zu sein. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass durch die Minderinvestitionen in Offshore Windparks und möglicherweise in Zukunft in PV-Anlagen, ein signifikant höherer Erdgasverbrauch – der auch Auswirkungen auf den Erdgaspreis hätte - auftreten wird.