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A tutto gas
Gas-Transit-Stopp – warum die große Unruhe?

Präsident Zelensky hat den Transit russischen Erdgase durch die Ukraine, unter der Voraussetzung, dass Moskau kein Geld für den Brennstoff bis zum Ende des Krieges erhält, als überlegenswert bezeichnet. 

20.12.2024

Diese Auflage macht einen Erfolg der Verhandlungen bis Ende 2024 sehr schwer bis unmöglich. Das bedeutet aber nicht, dass nicht später weiterverhandelt wird – mit ungewissem Ausgang. Warum sind die Trader aber auch die Politiker so verunsichert obwohl ausreichend Transportkapazität für die Versorgung der Länder Ungarn (über Turkstream) Österreich und Tschechien (über Deutschland) und die Slowakei teilweise über die Baltic-Pipeline und teilweise über Deutschland, zur Verfügung steht, siehe auch Artikel zum Thema

Bei ausreichend Transportkapazität würde sich der Preis in den genannten Ländern am Weltmarktpreis orientieren zumal ja die deutsche Erdgasspeicherumlage ab 1.1.2025 entfallen soll. Einen Teil der Verunsicherung kann man vielleicht darauf zurückführen, dass manche Händler unvorbereitet sind. Der größere Anteil an der Marktunruhe liegt wahrscheinlich in den mittel und langfristigen Auswirkungen auf die Erdgasinfrastruktur in den betroffenen Ländern begraben. In der Slowakei würde ein Teil der Hochdruckleitungen zu einem wesentlich geringeren Anteil genutzt da die Transitanteile nach Italien, Österreich, Tschechien und Slowenien entfallen somit die Anzahl der Kostenträger bedeutend reduziert würde – folglich die spezifischen Transportkosten auf der Hochdruckebene signifikant ansteigen würden. In Österreich stellt sich die Situation ähnlich dar. Die nach Italien transitierten Volumina würden als Kostenträger nicht mehr zur Verfügung stehen somit könnten sich zumindest auf der TAG die spezifischen Transportkosten für die Versorgung Österreichs erhöhen. Auf der WAG würde der Fluss von Westen nach Osten im erhöhten Ausmaß stattfinden und würde hier die Anzahl der Kostenträger voraussichtlich erhöhen. In Summe würde es ziemlich sicher zu einem Anstieg der Tarife für die Nutzung der Hochdrucknetze in Österreich kommen die letztlich – neben dem Preis für die Commodity Erdgas – vom Verbraucher zu entrichten sein würden und dadurch den Erdgasverbrauch – in Abhängigkeit der Preiselastizität der Nachfrage - reduzieren könnten. Welche Auswirkungen auf die Erdgasspeicherbewirtschaftung bzw. auf die Handelsaktivitäten in Österreich auftreten könnten bedarf einer genaueren Analyse; diese folgt asap. Der Gas-Transit-Stopp erhöht die Komplexität des Erdgasmarktes in Zentraleuropa aber auch in der Ukraine – zumal zu befürchten ist, dass die Erdgasinfrastruktur in der Ukraine zum Kriegsziel werden und sich die Situation für die notleidenden Bevölkerung noch verschlimmern könnte.