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Glossar
Freimenge

Die Freimenge im Energiemarkt bezeichnet die festgelegte Menge an CO₂-Emissionen oder Energiekontingenten, die Unternehmen oder Teilnehmern eines Emissionshandels oder Energiebereitstellungssystems kostenlos zugeteilt wird. Sie spielt eine zentrale Rolle im EU-Emissionshandel.

21.10.2024

Die Freimenge ist ein Schlüsselkonzept im Kontext von Emissionshandelssystemen und Energiemärkten. Besonders im europäischen Emissionshandelssystem (EU-ETS) hat die Freimenge eine zentrale Bedeutung, da sie bestimmt, wie viel CO₂ ein Unternehmen emittieren darf, ohne zusätzliche Emissionszertifikate erwerben zu müssen. Dieser Mechanismus dient als wichtiger Anreiz, um die CO₂-Emissionen im Laufe der Zeit zu reduzieren und gleichzeitig Unternehmen zu ermöglichen, sich an die sich ändernden Rahmenbedingungen der Energie- und Klimapolitik anzupassen.

Im EU-ETS werden jährlich Zertifikate ausgegeben, die einer bestimmten Menge an CO₂-Emissionen entsprechen. Ein Teil dieser Zertifikate wird Unternehmen als Freimenge kostenlos zugeteilt, insbesondere in Sektoren, die als energieintensiv gelten und im globalen Wettbewerb stehen. Dazu gehören beispielsweise Stahl- oder Zementhersteller, die ihre Produktion nicht so einfach dekarbonisieren können wie andere Branchen. Die Freimenge soll verhindern, dass Unternehmen ihre Produktion in Länder verlagern, in denen es keine vergleichbaren Klimaschutzauflagen gibt – ein Phänomen, das als „Carbon Leakage“ bekannt ist.

Auch in Österreich spielt die Freimenge im Rahmen des EU-Emissionshandels eine wichtige Rolle. Unternehmen, die im Energiemarkt tätig sind und große Mengen CO₂ emittieren, erhalten auf Grundlage ihrer historischen Emissionen und ihrer Branchenzugehörigkeit eine bestimmte Anzahl von Freimengen. Diese Zuteilung erfolgt jedoch nicht unbegrenzt. Über die Jahre hinweg wird die Freimenge kontinuierlich reduziert, um Unternehmen zu motivieren, in emissionsärmere Technologien zu investieren und ihre CO₂-Emissionen nachhaltig zu senken.

Neben dem Emissionshandel kann der Begriff „Freimenge“ auch in anderen Kontexten des Energiemarktes verwendet werden, beispielsweise bei der Zuteilung von Energiekontingenten. In Strom- oder Gasverträgen können Freimengen festgelegt werden, bei denen ein bestimmter Verbrauchsanteil zu verringerten Kosten oder unter besonderen Vertragsbedingungen bereitgestellt wird. Dies ist besonders für große Energieabnehmer wie Industriebetriebe relevant, die von solchen Regelungen profitieren können.

In der Praxis bedeutet die Reduktion der Freimengen, dass Unternehmen, die über ihre Freimenge hinaus CO₂ emittieren, zusätzliche Zertifikate kaufen müssen. Der Preis dieser Zertifikate hat in den letzten Jahren aufgrund der Verknappung des Angebots stark zugenommen, was für die betroffenen Unternehmen einen erheblichen Kostenfaktor darstellt. Gleichzeitig bietet die steigende Nachfrage nach CO₂-Zertifikaten auch Chancen für Unternehmen, die in emissionsärmere Technologien investieren. Je mehr sie ihre Emissionen reduzieren, desto weniger Zertifikate müssen sie erwerben, was langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

Für Österreich und den europäischen Energiemarkt ist die Freimenge daher nicht nur ein Instrument des Klimaschutzes, sondern auch ein Element, das Innovationen und Investitionen in eine klimaneutrale Zukunft fördert. Viele Unternehmen investieren bereits in neue Technologien wie CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS), um ihre Emissionen zu reduzieren. Auch der Einsatz von erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz sind zentrale Ansätze, um die Emissionsziele zu erreichen.

Ein weiterer Aspekt der Freimenge ist die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit. Insbesondere energieintensive Unternehmen, die hohe Mengen an Freimengen erhalten, stehen oft in der Kritik, da sie von der Zuteilung profitieren, während kleinere Unternehmen oder Haushalte, die nicht in den Emissionshandel eingebunden sind, höhere Energiekosten tragen müssen. Daher gibt es auf europäischer Ebene laufende Diskussionen darüber, wie die Freimengen weiter angepasst werden sollten, um einen fairen und gerechten Übergang zu einem emissionsarmen Energiesystem zu gewährleisten.

Zusammengefasst ist die Freimenge ein zentrales Steuerungsinstrument im europäischen Emissionshandel und im Energiemarkt. Sie hilft dabei, den Übergang zu einem nachhaltigeren Energiesystem zu unterstützen, während gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen geschützt wird. In Österreich und der EU wird die Rolle der Freimenge in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen, da die Klimaziele zunehmend ehrgeiziger werden und die Reduktion von CO₂-Emissionen ein zentrales Anliegen der Energiepolitik bleibt.

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